Übersicht – Themen
Zurzeit stehen für mich zwei Themenfelder im Vordergrund
- Analysen zur theoretischen, empirischen, wissenssoziologischen Tragweite des Konzepts der Ambivalenz
- Arbeiten zur Generationentheorie und Generationenpolitik
Ambivalenz interdisziplinär
Im Zentrum meiner Arbeiten steht das Erkunden der theoretischen, methodologischen und praktischen Tragweite eines elaborierten Konzepts der Ambivalenz in verschiedenen Lebensbereichen und Disziplinen. Dazu gibt es Veröffentlichungen in den Feldern Generationenbeziehungen, musikalisches Improvisieren, Familienanalyse und Familientherapie sowie und Gerontologie, ferner einen literaturwissenschaftlichen Text zu Robert Walser.
Generationenanalyse und Generationenpolitik
Kennzeichen meines Ansatzes sind folgende Prämissen:
- Generationenzugehörigkeiten verweisen auf die Zuschreibung individueller und kollektiver Identitäten.
- Die Gestaltung von Generationenbeziehungen erfordern den Umgang mit Differenzen in Spannungsfeldern wie Autonomie und Dependenz, Innovation vs. Reproduktion.
- Unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen entwickelt sich ein neues Verständnis von Generativität, nämlich als die menschliche Fähigkeit, individuell und kollektiv um das gegenseitige Angewiesensein der Generationen zu wissen und dies im eigenen Handeln bedenken zu können sowie zu sollen.
- Diese Einsicht verweist auf die Notwendigkeit des „Dialogs zwischen den Generationen“ und einer Generationenpolitik.
Das internationale Netzwerk „Generationes“ entfaltet diese Prämissen in einem Compendium „Generationen, Generationenbeziehungen, Generationenpolitik“. In der Version 2017 liegen Versionen in 17 Sprachen vor, unter anderem inzwischen in russisch und chinesisch. Über den aktuellen Stand informiert folgende „Website“:
www.generationen-compendium.de
Weitere Arbeitsfelder
Soziologie der Familie und der Familienpolitik – Familie und Recht
Familie hat an Selbstverständlichkeit eingebüßt. Die Prozesse ihrer Institutionalisierung sind prekär. Die verlängerte gemeinsame Lebensspanne der Generationen schafft neue Herausforderungen. Es besteht eine große Mannigfaltigkeit der Formen und der Praxen. Eine "Familienrhetorik", die einseitig idealisiert oder dekonstruiert, ist irreführend. Familien beinhalten die Chance der Erfahrung verlässlicher Beziehungen zwischen Generationen und Geschlechtern. Die dabei zu erbringenden Leistungen anzuerkennen und dafür förderliche Bedingungen zu schaffen, bietet sich als Zielsetzung einer zeitgemäßen Familienpolitik an. Hierbei ist das Recht von großer Tragweite.
Kind – Kindheit – Kinder- und Jugendpolitik
Der Umgang mit der Erfahrung fundamentaler Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Kindern und Erwachsenen unterschiedlicher Generationen erfordert die Organisation von "Ökologien menschlicher Entwicklung“. Ich plädiere dafür, die UN-Kinderrechtskonvention als Charta zu verstehen, wie die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen - im Generationenverbund - partizipativ und nachhaltig organisiert und institutionalisiert werden können.
Erziehung – Bildung – Sozialisation
Ich gehe davon aus, dass die Sozialisationstheorie und –forschung, allgemein umschrieben, um die Frage kreist: Wie lernen wir, als Mensch unter Menschen, eigenständig, gemeinschaftsfähig und aktiv teilnehmend zu leben. Dazu gehört der Umgang mit den Erfahrungen, die wir im Alltag als ‚ambivalent’ kennzeichnen.
Als prototypisch für Sozialisation lässt sich das Gestalten von Generationenbeziehungen in Familie und Gesellschaft verstehen, denn
- in Generationenbeziehungen lernt Jung von Alt und Alt lernt von Jung in der Gestaltung alltäglicher Aufgaben.
- Beide lernen voneinander, miteinander und übereinander.
- Beide setzen sich zustimmend, ablehnend, kritisch und unter Umständen innovativ mit dem überkommenen Erbe auseinander.
Diese Perspektive der Sozialisationsforschung wird in einem kleinen Vademekum dargestellt, veröffentlicht im Themenheft „Ambivalenz“ der Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation“ (ZSE 2/2016).
Medien – Medienwirkungen – Medienethik
Medien wirken durch ihre Inhalte, durch ihre Technologien, ihre Organisation und ihre Kommerzialisierung, in Abhängigkeit von den sozialen Kontexten ihrer Nutzung. Um diese Zusammenhänge und ihre ethischen Implikationen systematisch zu erfassen, bietet sich das Konzept der Medienökologie an. Es liegt als allgemeine Orientierung meiner Arbeiten in diesem Feld zugrunde.
Allgemeine Soziologie, Wissens- und Kultursoziologie
Meine Arbeiten zu den genannten Themen stehen, da es um fundamentale Prozesse der gesellschaftlichen Institutionalisierung und Ambivalenz als Bedingung der Konstitution von Identität und Subjektivität geht, stets im Kontext einer allgemeinen Soziologie des Wissens. Zwei Aspekte sind in spezifischen Publikationen bearbeitet worden: Unter Bezugnahme auf R. K. Merton die Analyse von Zeit und im Anschluss an G. H. Mead jene der Perspektivik sozialen Handelns. In diesem Zusammenhang stehen auch interdisziplinäre Überlegungen zu Kunst und Musik, insbesondere der Analyse des Improvisierens.
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Artikel
Lüscher K. (2018): Ambivalenzen fordern heraus.
Lüscher, K. et al. (2017): Generationen. Ein mehrsprachiges Kompendium.
Lüscher, K. (2017): Großelternschaft: Facetten und Ambivalenzen.
Lüscher, K. (2016): Sozialisation und Ambivalenzen.
Lüscher, K./Haller, M. (2016): Ambivalenz in der Gerontologie.
Lüscher, K. (2016): Die Unergründlichkeit von Familie.
Lüscher, K./Liegle, Ludwig (2015): Generative Sozialisation.
Lüscher, K (2015): Ambivalenz. Robert Walser - Handbuch.
Lüscher, K. (2014): Richard F. Behrendt. 
Lüscher, K. (2014): "Generationenprojekte - Generationendialoge" als Bildung. 
Lüscher, K./ Fischer, H.R. (2014): Ambivalenzen ergründen.
Lüscher, K./ Fischer, H.R. (2014): Ambivalenzen bedenken und nutzen.
Lüscher, K. (2013): Das Ambivalente erkunden. 
Lüscher, K. (2013): Intergenerational policy. 
Lüscher, K./ Hoff, A. (2013): Intergenerational ambivalence. 
Lüscher, K. (2012): Familie heute. 
Lüscher, K. (2012): Musikalisches Improvisieren. 
Lüscher, K. (2012): homines ambivalentes. 
Lüscher, K. (2011): Improvisation: Spiel mit Ambivalenzen. 
Lüscher, K. (2011): Ambivalenz weiterschreiben. 
Lüscher, K. (2011): Ambivalence: A “Sensitizing Construct”. 
Widmer, É./ Lüscher, K. (2011): Les relations intergénérationelles. 
Lüscher, K. (2010): "Homo ambivalens". 
Lüscher, K. (2010): Generationenpolitik. 
Krappmann, L./ Lüscher, K. (2009): Kinderrechte. 
Bücher
Lüscher, K./ Sorg, R./ Stiegler, B./Stocker, P. (Hrsg.) (2018) : Robert Walsers Ambivalenzen.
Dietrich, W./ Lüscher, K./ Müller, Ch. (2009): Ambivalenzen erkennen, aushalten, gestalten.
Lüscher, K./Liegle, L. (2003): Generationenbeziehungen in Familie und Gesellschaft.
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